am Dienstag, 19. August 2008, 13:01 im Topic 'Schattenlichter'
Das Fantasy Film Fest befindet sich in Berlin im Sinkflug. Zeit also für Die Neue Innerlichkeit und Filme, die große philosophische Fragen aufwerfen. Wer bin ich? Was mache ich hier auf der Erde? Warum gehen mir die anderen Menschen derartig auf den Sack?
Die letzte Frage kann Geirr aus The art of negative thinking (Kunsten å tenke negativt) leicht beantworten. Querschnittsgelähmt hat er sich von der Welt zurückgezogen und kompensiert seine Impotenz mit der Daueransicht von Krawengfilmen. Seine Freundin Ingvild leidet unter seiner selbstgewählten Isolation. Abhilfe soll eine Selbsthilfegruppe schaffen, die von der Psychologin Tori in der Kunst des positiven Denkens unterrichtet wird.
Das große Plus des Filmes ist sein Konzept, der Verlogenheit des Positive Thinkings ins dumme Gesicht zu spucken. Und wie! Beachtlich ist nicht nur die erheiternde Renitenz von Geirr, die bald die ganze Gruppenstruktur aufbricht, sondern auch die Konsequentheit der Filmemacher, nicht die Tiefe der Charaktere aus den Augen zu verlieren. Das Auf und Ab des täglichen Lebens ist nicht deshalb verschwunden, weil man seine Beine nicht mehr bewegen kann. Leider sind manchmal die Übergänge zwischen dem Auf und dem Ab etwas holperig geraten, die Zuspitzung der Situation innerhalb einer Nacht ist der Inszenierung nicht hundertprozentig gelungen. Der Dogmastil, die tollen Schauspieler und unglaublich komische Dialogzeilen machen diesen Mangel teilweise wieder wett. Und keine Bange - Nihilismus ist nicht die Flagge, unter der der Film segelt.
Es raunt schon länger durch die Medien, dass der Asienhype beendet ist. Beredtes Zeugnis dafür legt Mad Detective (Sun taam) ab. Ein schizophrener Cop kann die „inneren Persönlichkeiten“ der Menschen sehen. Aha. Bei einem Polizisten, der vermutlich seinen Kollegen umgebracht hat, sieht er sogar sieben Anteile. Sieben Todsünden. Huiuiui. Wie tiefsinnig. Wenn er sich lange genug einbuddelt, dann hat er sogar Visionen vom Tathergang. Soso.
Nun bin ich prinzipiell bereit, auch dem kompliziertesten Filmprinzip zu folgen. Wenn es in sich kohärent ist und eine Aussage tätigt, die anderweitig nicht erzielt werden kann. Johnny Tos Mad Detective hat nichts davon. Die bildliche Referenz auf die “inneren Persönlichkeiten” der Protagonisten ist weder psychodynamisch noch metaphorisch sinnvoll, sondern einfach eine oberflächliche visuelle Spielerei. Die aber dem FFF-Publikum ausreichte und mit viel Gekicher (ja, Halluzinationen sind schon eine lustige Sache) bedacht wurde. Konsequent dann wenigstens, dass die Bildgestaltung kaum an einen Tatort heranreicht. Wahrscheinlich waren alle guten Kameramänner in die Olympiavorbereitungen einbezogen.
Eine wahre Wohltat war danach Sean Ellis’ The Brøken. Ein unterkühlter Grusler, der seine Geschichte umkreist wie ein Hai einen Ertrinkenden. Macht es etwas, dass man die Auflösung zehn Meilen gegen den Wind riecht? Nicht die Bohne, wenn der Film so fein die Entfremdung in blaugraue Bilder packt und das Geschehen auf der Tonspur andeutet. Er hat einige der befremdlichsten Bildkompositionen seit langem und wenn der Film mal zuschlägt, dann aber richtig. Nicht mal die Tatsache, dass ich Lena Headey, die Hauptdarstellerin, unsympathisch fand, konnte mir den Film vermiesen. Auch nicht selbstverständlich heutzutage – man hat nicht das Ende auf Deibel komm raus massenkompatibel gemacht. Wenn man mir noch eine Erklärung abgeben könnte, was der Film auf der metaphorischen Ebene erzählen will, dann wäre ich rundum zufrieden. Muß aber auch nicht sein.
Die letzte Frage kann Geirr aus The art of negative thinking (Kunsten å tenke negativt) leicht beantworten. Querschnittsgelähmt hat er sich von der Welt zurückgezogen und kompensiert seine Impotenz mit der Daueransicht von Krawengfilmen. Seine Freundin Ingvild leidet unter seiner selbstgewählten Isolation. Abhilfe soll eine Selbsthilfegruppe schaffen, die von der Psychologin Tori in der Kunst des positiven Denkens unterrichtet wird.
Das große Plus des Filmes ist sein Konzept, der Verlogenheit des Positive Thinkings ins dumme Gesicht zu spucken. Und wie! Beachtlich ist nicht nur die erheiternde Renitenz von Geirr, die bald die ganze Gruppenstruktur aufbricht, sondern auch die Konsequentheit der Filmemacher, nicht die Tiefe der Charaktere aus den Augen zu verlieren. Das Auf und Ab des täglichen Lebens ist nicht deshalb verschwunden, weil man seine Beine nicht mehr bewegen kann. Leider sind manchmal die Übergänge zwischen dem Auf und dem Ab etwas holperig geraten, die Zuspitzung der Situation innerhalb einer Nacht ist der Inszenierung nicht hundertprozentig gelungen. Der Dogmastil, die tollen Schauspieler und unglaublich komische Dialogzeilen machen diesen Mangel teilweise wieder wett. Und keine Bange - Nihilismus ist nicht die Flagge, unter der der Film segelt.
Es raunt schon länger durch die Medien, dass der Asienhype beendet ist. Beredtes Zeugnis dafür legt Mad Detective (Sun taam) ab. Ein schizophrener Cop kann die „inneren Persönlichkeiten“ der Menschen sehen. Aha. Bei einem Polizisten, der vermutlich seinen Kollegen umgebracht hat, sieht er sogar sieben Anteile. Sieben Todsünden. Huiuiui. Wie tiefsinnig. Wenn er sich lange genug einbuddelt, dann hat er sogar Visionen vom Tathergang. Soso.
Nun bin ich prinzipiell bereit, auch dem kompliziertesten Filmprinzip zu folgen. Wenn es in sich kohärent ist und eine Aussage tätigt, die anderweitig nicht erzielt werden kann. Johnny Tos Mad Detective hat nichts davon. Die bildliche Referenz auf die “inneren Persönlichkeiten” der Protagonisten ist weder psychodynamisch noch metaphorisch sinnvoll, sondern einfach eine oberflächliche visuelle Spielerei. Die aber dem FFF-Publikum ausreichte und mit viel Gekicher (ja, Halluzinationen sind schon eine lustige Sache) bedacht wurde. Konsequent dann wenigstens, dass die Bildgestaltung kaum an einen Tatort heranreicht. Wahrscheinlich waren alle guten Kameramänner in die Olympiavorbereitungen einbezogen.
Eine wahre Wohltat war danach Sean Ellis’ The Brøken. Ein unterkühlter Grusler, der seine Geschichte umkreist wie ein Hai einen Ertrinkenden. Macht es etwas, dass man die Auflösung zehn Meilen gegen den Wind riecht? Nicht die Bohne, wenn der Film so fein die Entfremdung in blaugraue Bilder packt und das Geschehen auf der Tonspur andeutet. Er hat einige der befremdlichsten Bildkompositionen seit langem und wenn der Film mal zuschlägt, dann aber richtig. Nicht mal die Tatsache, dass ich Lena Headey, die Hauptdarstellerin, unsympathisch fand, konnte mir den Film vermiesen. Auch nicht selbstverständlich heutzutage – man hat nicht das Ende auf Deibel komm raus massenkompatibel gemacht. Wenn man mir noch eine Erklärung abgeben könnte, was der Film auf der metaphorischen Ebene erzählen will, dann wäre ich rundum zufrieden. Muß aber auch nicht sein.