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  Critics cleines Blog - wie die amerikanische Axt im Waldi
Kennt eigentlich noch jemand das Wort Gegenwart? Soziologen beklagen wohl zurecht, dass unsere Gesellschaft nur noch in der Imitation der Vergangenheit oder der Antizipation der Zukunft leben würde, wodurch sich die Gegenwart in Auflösung befände. Die drei Filme des zweiten FFF-Tages waren unter verschiedenen Aspekten ein Ausdruck dieses Zustandes.

In Dorothy Mills wird ein Mädchen einer kleinen irischen Inselgemeinschaft verdächtigt, ein Baby malträtiert zu haben. Eine Psychologin soll den Fall untersuchen und die Zurechnungsfähigkeit des Kindes ermitteln. Schnell wird klar, dass die Psychologin nicht gern gesehen ist auf der Insel, weil man Probleme, wie eben mit einem offensichtlich psychisch gestörten Mädchen, lieber innerhalb der ruralen Sippschaft löst und nichts nach außen dringen lassen will. Aber hat das Mädchen vielleicht tatsächlich einen Kontakt zum Jenseits? Immerhin geschehen Dinge, die nicht mit logischem Denken vereinbar sind.
Der Film besticht anfangs vor allem durch seine ruhige Erzählweise, die die getragene Stimmung alter Geisterfilme heraufbeschwört. Nicht zufällig gemahnt Agnès Merlets Film unter anderem an Rillas The village of the damned. Je weiter der Film voranschreitet, umso mehr wird auch seine innere Struktur erkennbar. Bestechend ist daran einerseits die gelungene Herausarbeitung der Tragik des Geschehens, andererseits die Eloquenz der Erzählstrategie. Deren Gerüst würde in sich zusammenbrechen, wenn die beiden Hauptdarstellerinnen nicht glaubwürdig ihre Rollen dem Zuschauer präsentieren könnten. Aber gerade Jenn Murray beweist in der titelgebenden Figur eine beeindruckende Flexibilität ihrer Ausdrucksmöglichkeiten.


How to get rid of the others (Hvordan vi slipper af med de andre) zeigte mal wieder deutlich, daß der Tod vielleicht ein Meister aus Deutschland ist, Sarkasmus aber ein Meister aus Dänemark. Die Extrapolation des Stammtischgesülzes von den Sozialschmarotzern ist in Klarlunds Film in eine gelungene Form gegossen, die manchmal hysterisches Lachen, meist aber stilles Grauen produziert. Die Konsequenzen des utilitaristischen Nützlichkeitsfaktors menschlichen Lebens wurden sauber herausgearbeitet. Ein wenig problematisch fand ich das beständige Antesten der Zuschaueraffirmation für diese Dystopie. Hier hätte imho im Drehbuch eine Absage an das Geschehen Not getan. Aber vielleicht unterschätze ich auch den Intellekt der Zuschauer. Und auch wenn Dogma offiziell tot ist – es ist einfach die adäquate Form für diese Art von Gesellschaftsexperimenten. Die Lebendigkeit und Lebensechtheit der Figuren bleibt unerreicht. Insofern hat Klarlund gut daran getan, sich diesem Stil verpflichtet zu fühlen.

Eine Enttäuschung war dann Afro Samurai. Der Anime, in dem der Held den Tod seines Vaters mit dem Schwert rächen will, hatte gute Ansätze. Die Gangsta-Attitüde von Afro Samurai und seinem Begleiter wussten zu gefallen, auch wenn das Prinzip schon mal grundsätzlich in Goyôkiba (Hanzo the razor) anzutreffen war. Auch die Vermischung von altmodischen und modernen Elementen hatte seinen Reiz. Leider war dieser nach einem Drittel der Laufzeit aufgebraucht. Der Abzählreim der Todesliste war zu schematisch, um noch dem Thema etwas Neues abgewinnen zu können. Ein großes Manko war die Choreographie der Kämpfe, die viel zu schnell geschnitten waren, um als Zuschauer eine Ahnung vom (teilweise originellen) Geschehen zu bekommen. Da konnte leider auch der Soundtrack von RZA das große Gähnen nicht mehr aufhalten.

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