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  Critics cleines Blog - wie die amerikanische Axt im Waldi
Die Religion befindet sich permanent in Rückzugsgefechten. Immer mehr ihrer ursprünglichen Funktionen wurden säkularisiert und ihre ehemalige Erklärungshoheit wurde durch wissenschaftliche Erkenntnisse massiv bedroht. Die Kulturwissenschaften machen Hinz und Kunst als Religionsersatz aus, mal ist es der Markenfetischismus, mal die Plastische Chirurgie, mal der Weather channel. Ist die Religion ein zukünftiger Dodo?
Nein! Mitten aus der Aufklärung schlägt die Metaphysik zurück! Adorno hat es schon immer gewußt und hier haben wir den Beweis*. Wie das Alien aus Kane herausbricht, so springt uns die neue Religion entgegen aus dem Hort der Rationalität - der Werbung! Aber sehen Sie selbst sofort und konvertieren später:

Direkt Erleuchtung

*Antimetaphysiker würden jetzt kleinlich von "Beispiel" reden, aber die sind auch nicht von Gott persönlich beauftragt worden.

Dies ist ein Update zu Die dunkle Macht der Werbung.

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jean stubenzweig, Donnerstag, 1. Oktober 2009, 15:15
Was mich mit am meisten beunruhigt, daß das alles so klaglos hingenommen wird, als sei es tatsächliich heilsbringend. Offensichtlich – ein Beispiel – regt sich niemand darüber auf, wie extrem die Werbung bereits in die öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme (die ja vom Gebührenzahler finanziert werden!) vorgedrungen sind. Sogar die regionalen Sender schieben mittlerweile spätabends Werbung vor den Kinofilm. In mir schwirrt seit einiger Zeit der Gedanke, ob dagegen nicht Klage erhoben werden sollte. Denn wer weiß, wohin das noch führt, wenn man sie einfach machen läßt, wenn man nicht einmal mehr in den Dritten Ruhe hat vor diesem Terror der Neu-Religion.

tschill, Donnerstag, 1. Oktober 2009, 18:22
Die Ausbreitung per se würde mich noch nicht mal so echauffieren. Das menschliche Gehirn ist recht gut darin, enorm viel auszublenden - von den 10^9 bit/s landen in etwa 10 im Kurzzeitgedächtnis.
Viel alarmierender finde ich die Ersetzung von sozialen Beziehungen und Identitäten durch Warenförmigkeit. Mich gruselt es, wie sehr mittlerweile Gruppenzugehörigkeiten über Produkte definiert werden. Der soziale Facebook/Twitter-Druck ist noch einfach zu ignorieren, aber schon die Distinktion Mac vs. PC ist nicht unbedeutend. Ganz grauenvoll finde ich, daß ca. 4/5 der Menschen auf der Straße nicht nur implizite Werbeträger sind (meine Turnschuhe haben drei Streifen), sondern auch explizit ihrem gelenkten Massengeschmack Ausdruck verleihen (jetzt neu! jetzt mit ADIDAS Schriftzug auf meinem T-Shirt). Das ist die totale Affirmation der Selbstaufgabe. Fein fand ich da jemanden, der ein T-Shirt anhatte, auf dem in großen Buchstaben "Bekannter Markenname" stand.

Um uns zu immunisieren, müssen wir darüber informiert sein und die Situation reflektieren. Am besten beginnt man nebenan im konsumpf. Denn wie sagte Marx (nicht der Groucho, der andere) doch gleich so schön: ".... die Kritik der Werbung ist die Voraussetzung aller Kritik."

jean stubenzweig, Freitag, 2. Oktober 2009, 05:13
Darauf läuft es ja hinaus, wenn ich schreibe: «... klaglos hingenommen wird» bzw. «wohin das noch führt» – daß das eben selbstverständlich wird, wenn man es nur lange genug vorbereitet.

Den «impliziten Werbeträger» gibt es schon länger, allerdings bekommt er mittlerweile, das haben Sie verdeutlicht, den Charakter des Botschaftsempfängers einer Volksreligion.

Gut Ihr Verweis auf den zweifelsohne interessanten konsumpf. Doch, um nur den aktuellen Beitrag anzuführen, wer hört beispielsweise DeutschlandRadio und Deutschlandfunk, etwa den guten alten und immer auch noch unterhaltsamen Greffrath – neben all den anderen Sendern, die ebenso außerordentlich wichtige und informative Beiträge bringen? Das sind doch ohnehin die sogenannten Einschalthörer, also diejenigen, die bereits kritisch denken und immer bereit sind, ihr Wissen zu erweitern. Die anderen, denen die Köpfe bereits zugesumpft sind, nehmen an einem solchen Medienleben doch gar nicht teil, die bleiben bei ihrem Privatfernsehen und ihrem bis auf Werbung nichtssagenden Dudelfunk. Ich als Vater von Kindern zwischen zwanzig und vierzig samt deren zahlreichem Nachwuchs weiß, meine zu wissen, wovon ich rede. Und angenehm berührt bin ich, wenn sich andere einreihen in den Familienkreis, die wieder andere dazu bringen, auch mal ein anderes Programm einzuschalten. Das unterstützt ein wenig die eigene ewige Bitterei, doch endlich mal nicht nur den Fernseher, sondern parallel dazu auch das Gehirn einzuschalten.

Es läßt sich also nur verbessern, indem man die eigene Kritikfähigkeit und sein Wissen vermittelt – Multiplikator sein innerhalb sozialer Beziehungen. Aber schwierig ist das durchaus, da die jungen Menschen vierundzwanzig Stunden täglich mit der Botschaft zugedröhnt werden, allein der Konsum sichere ihnen den Arbeitsplatz oder, solange sie ihn noch haben, die Lebensfreude. Dabei war vor zehn Jahren schon klar, daß es keine Vollbeschäftigung mehr geben wird. Das getraut sich nur kaum jemand zu sagen, jedenfalls von den Politikern. Außerdem ist es ja auch immer eine Frage, wofür man arbeitet – ob für drei Streifen auf dem Hemdchen oder für gutes Essen in angenehmer Runde et cetera.

Endlos rede ich so für mich hin, mindestens seit zwei Jahrzehnten; davor war das noch nicht so ein Problem, jedenfalls nicht ein so großes. Aber so langsam, ich gestehe es, werde ich dessen müde.

txxx666, Donnerstag, 1. Oktober 2009, 18:50
Sollten die Coen-Brüder dazu tatsächlich ihr Placet gegeben haben? Das täte mich enttäuschen...