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  Critics cleines Blog - wie die amerikanische Axt im Waldi
Sonntag, 20. Juli 2008
Endlich gibt es eine deutsche Veröffentlichung des japanischen Filmes Tampopo. Originalformat, deutsche und japanische Tonspur, deutsche und englische Untertitel - hört sich alles fabulös an. Also los, die DVD von Savoy/Sunfilm kaufen!

Wer noch nicht überzeugt ist, hier meine etwas ältere Besprechung des Filmes.

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Sterben und Tod ist meistens in der Realität alles andere als das, was uns die Hochglanzfotografie der Werbeindustrie verklickern will. Vermutlich wird die Verdrängung des einen wie das Erblühen des anderen aus derselben psychologischen Quelle gespeist.
Beide Aspekte kommen wieder in Berührung in den Werken von Daniela Edburg, einer dreißigjährigen amerikanischen Künstlerin, die sich dem Thema Tod in hyperstilisierten Bilderwelten nähert.



Death by cottoncandy, 2006


Die jungen Frauen, Freundinnen der Künstlerin, die in ihrer angestammten Umgebung fotografiert werden, werden in tableauartigen Installationen mit den tödlichen Leckereien inszeniert. Gedankenloser Überfluß ist eben nicht nur der Tod der Figur, wie auch Wall-E uns gemahnt. Besonders fein neben der ästhetischen Qualität der Bilder ist der Referenzrahmen, auf die die Fotos verweisen. Werke aus der Geschichte der Malerei werden ebenso wie filmgeschichtliche Bezüge eingearbeitet. Wenn man bedenkt, daß Daniela Edburg diese Arrangements nur wegen zeichnerischer Unfähigkeit angefangen hat, kann man nur ein Loblied auf die menschliche Unvollkommenheit anstimmen.

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Kasimir wird schmerzlich vermißt. Vermutlich in der Intensivstation, auf hoher Dosis Lolcats hängengeblieben.
Traurig, das.

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Freitag, 4. Juli 2008
Der Hollywood-Reporter vermeldet, daß der britische Independent- Verleiher Tartan Insolvenz angemeldet hat. Die Auswirkungen des lebendigen Labels auf die britische Kinolandschaft dürfte das deutsche Publikum weniger beschäftigen als der Zusammenbruch der DVD-Abteilung des regen und experimentierfreudigen Labels. Nicht wenige asiatische und europäische, insbesondere mediterrane, Außenseiterfilme haben nur dank Tartan ihren Weg in die DVD-Distribution gefunden.
Ein Verlust, reicht Tartans Wirken schließlich bis in die Fünfziger Jahre zurück.

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Dienstag, 1. Juli 2008
Immerhin könnte ich in einer Minute und 17 Sekunden noch einen Blick in die Runde werfen. Dennoch habe ich das vage Gefühl, ich werde auch in Zukunft die Benutzung von Teleskopen zur Sternenbetrachtung bevorzugen.
How long could you survive in the vacuum of space?

Besonders die Nebenwirkungen der Aktion sind wenig ansprechend:

In the first 30 seconds any fluid on the surface of your body would begin to boil due to lack of ambient pressure, this includes the saliva on your tongue and the moisture in your eyes. Your eardrums would most likely burst due to the pressure in your body trying to equalize with the vacuum outside. Unlike what some science fiction films have suggested, your body would not explode.

After the first 15 seconds you would lose consciousness. If you held your breath you could potentially stay alive longer but you risk pulmonary trauma. If you didn't hold your breath you'd pass out sooner, but your lungs might have a better chance of avoiding permanent damage.

The pressure in your veins would rise until your heart no longer had the capacity to pump blood, at which point you'd die.

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Sonntag, 29. Juni 2008
Heute wird Ray Harryhausen 88 Jahre alt. Ein guter Grund, jenem Mann Tribut zu zollen, der meine kindliche Phantasie mit Geschöpfen aller Art belebt hat.
Das Video zeigt alle animierten Figuren aus Harryhausens Studio, der bis zuletzt nahezu allein für deren Herstellung und Bewegungsaufzeichnung verantwortlich war. Schön ist an dieser Aufstellung vor allem, daß nicht nur die Fabelwesen, sondern auch seine UFOs und Raketen Eingang gefunden haben.



Ray Harryhausens Welten werden für immer einen Platz in meinem Herzen haben, gleich neben King Kong und Gojira.

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Samstag, 28. Juni 2008
Being a fanboy and being proud of it. Hellboy II: The golden army läuft Mitte August an und die Trailer verraten wie üblich zu viel. Deshalb hier nur die Minimalvariante:

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Cinema Surreal hat angekündigt, daß sie Wenzel Storchs großartigen Film Die Reise ins Glück noch in diesem Jahr verlegen werden. Eine DVD-Veröffentlichung, die man unbedingt erwerben sollte. Wer meinem Wort nicht traut, kann sich den "Machen Sie Urlaub vom Filmalltag"-Trailer auf Wenzel Storchs Homepage ansehen. Aufgrund finanzieller Engpässe, die auch schon die Entstehungsgeschichte von Die Reise ins Glück zum Abenteuer werden ließen, verschiebt sich die Veröffentlichung von Sommer der Liebe und Der Glanz dieser Tage um unbestimmte Zeit.

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Feuchte Flaggen hängen an den Masten
in den Farben, die kein Land je trug,
und sie wehen für verschlammte Sterne
und den Mond, der grün im Mastkorb ruht.

Wasserwelt aus den Entdeckerzeiten!
Wellen überwuchern jeden Weg,
und von oben tropft das Licht aus Netzen
neuer Straßen in die Luft verlegt.

Drunten blättern Wasser in den Bibeln
und die Kompaßnadel steht auf Nacht.
Aus den Träumen wird das Gold gewaschen
und dem Meer bleibt die Verlassenschaft.

Nicht ein Land, nicht eins blieb unbetreten!
Und zerrissen treibt das Seemansgarn,
denn die tollen, lachenden Entdecker
fielen in den toten Wasserarm.

Ingeborg Bachmann

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Das Kritikerhandwerk ist eines der verhassteren. Gerne wird Kritikern ein Neidfaktor unterstellt, sie werden zu nörglerischen Querulanten stilisiert oder gleich ganz abgebügelt mit dem Aufruf, es erst mal besser zu machen. Ha, dachten sich die Freunde der Riesenmaschine, nicht mit uns. Rationalisierung mittels Fließbandarbeit hat den technischen Fortschritt ermöglicht, nun ziehen wir auf kulturellem Gebiet nach. Überholen ohne Einzuholen heißt die Devise. Ein vollautomatisches semiautomatisiertes Procedere bewertet die Klagenfurt-Beiträge objektiv und ermittelt derart quantifiziert den wahren, einzigen Sieger. Die Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises kann sich im besten Fall am Ende noch eine Begründung aus den Rippen leiern. Ein Abschreiben der Riesenmaschine-Kriterien (fundierte Literaturkriterien wie Privatorthographie, Haustiere zur Psychologie missbraucht, Mord und Totschlag -> Bodycount = Punktezahl) würde mich weder verwundern noch enttäuschen.

Nachtrag vom Kommando 1. Juli: Wunder der Totalen Objektivität - das Verfahren der Riesenmaschine hat den Gewinner Tilman Rammstedt zu 100% richtig vorhergesagt. Gratulation. An die göttliche Riesenmaschine.

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Freitag, 20. Juni 2008
Man kann sich den Alltag ohne das Internet gar nicht mehr vorstellen. Wie haben die Altvorderen es nur geschafft, bis zur Geschlechtsreife zu kommen, ohne so nützliche Seiten wie den Umrechnungsservice von Convertworld benutzen zu dürfen? Da erfährt man ungefragt, daß eine amerikanische Tasse ein Volumen von 2.37×10-13 km3 faßt.

Bleibt bloß noch eine Frage: Mit oder ohne Free Refill?

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Freitag, 6. Juni 2008
Boris Johnson, der neu gewählte Bürgermeister von London, hat mir bereits manch frohe Stunde beschert. Hingegen Leute, die ihn wegen der lustigsten Strohfrisur seit "Der Wizard von Oz" gewählt haben, sind perplex. Umsichtig, forsch, bedacht, anpackend, visionär – all das ist Boris nicht. Auch wenn er gerne diesen Anschein mit seiner Neuebesen-Taktik erwecken würde. Seine "unabhängigen" Gutachterkommissionen haben in Windeseile festgestellt, daß sich die Finanzen wegen der Vetternwirtschaft seines Vorgängers Ken Livingstone im Geiersturzflug befinden. Um dem Einhalt zu gebieten, hat Johnson in kürzester Zeit das Rathaus mit alten Kumpels aus Studientagen versorgt und damit jene finanziell. Aber immerhin ist es nun eine ganz andere Familienbande. Sein Politikverständnis bleibt dabei von erfrischender Simplizität. Seine Berater erkennen ein Problem, Boris dekretiert dessen Abschaffung, et voilá - Freizeit! Eine seiner ersten Amtshandlungen war der Befehl an den Chef der Metropolitan Police, die Verbrechensrate um ein Drittel zu senken. Man könnte den Bürgermeister glatt für die Reinkarnation von Erich Honecker halten, sprächen nicht gewichtige Gründe dagegen. Zwingende Gründe wie sein Geburtsjahr.

Richtig ansehnlich werden des Kaisers neue Kleider durch symbolische Ersatzhandlungen, mit denen er seine populistischen Manöver kaschiert. Jene Vorführungen lassen das Wort Budenzauber wie die Bezeichnung für den Studiengang einer Fachhochschule aussehen. Verwundern sollte das niemanden, der den Wahlkampf auch nur für zehn Minuten verfolgt hat. Da gab Johnson schon den Klassenclown, der zwar die direkte Auseinandersetzung mit den politischen Gegnern scheute, aber in der Öffentlichkeit mit großspuriger Tingeltangelbob-Gestik auftrat. Sein Konzept der Kriminalitätsbekämpfung, neben der Freiefahrtfürfreibürger-Rhetorik jenes Themenfeld, das bei seinem beschränkten Horizont noch Platz in seinem Blickfeld fand, hat er auf unnachahmliche, weil für ihn typische Weise vorgeführt. Kinder im Alter von ca. 12 Jahren mussten unter seiner Aufsicht Wände schrubben, die sie mit Graffitis beschmiert hatten. Die Russenmafia ist einen Tag später geschlossen nach Sibirien exiliert, großes Fischsterben in der Themse, weil alle ihre Drogen ins Klo geschüttet hatten, und Jack the ripper kam aus seinem Grab, um sich zu stellen.


Schwerstverbrecher (links rechts mit "Payback London"-Weste)

Vor diesem Hintergrund sind auch die Ereignisse der Tube-Trinkgelage am 31.5. zu verstehen. Es war die Decouvrierung einer vollkommen lächerlichen Idee von Johnson. Schließlich steigen 98% der Besoffenen schon volltrunken in die U-Bahn, so sie denn noch steigen können. Andererseits eine gelungene Ablenkung für eine andere Aktion von Johnson. Kurz vorher wurde von ihm Tim Parker als Deputy berufen, um die U-Bahn aus dem, so Johnsons Darstellung, Würgegriff der Gewerkschaften zu befreien. Die U-Bahnergewerkschaft RMT hat auf diese Berufung entsetzt reagiert, da Parker sich für seine kostensparenden (Neusprech für "geldumschichtenden") Umstrukturierungsmaßnahmen bei anderen Firmen einen Namen gemacht hat. Den Spitznamen "Prince of darkness". Die Londoner Tube, die eh schon marode wie kein zweites Nahverkehrssystem ist, wird sicherlich nicht als Gewinner am Ende dastehen. Die Pendler vermutlich auch nicht.
Aber vielleicht ich, wenn ich mich als Verkehrsberater bei Johnson verdinge und ihm den Vorschlag verkaufe, das Gesamtpaket aus Congestion-Charge- und Nahverkehrssystem an eine Mineralölfirma zu verscherbeln. Das Desaster kann er bestimmt genauso wie die ihn überfordernde Finanzierungslücken für Olympia 2012 seinen Vorgängern anhängen. Wenn nicht, kann er immer noch ein Witzchen darüber reißen. "Treffen sich zwei AIDS-kranke Neger auf dem Arbeitsamt..." dürfte ein guter Einstieg für das avisierte Zielpublikum sein.

Update Freitag, der 13.: Als ob man nicht schon wüßte, daß Boris Johnson keine Verbindung zur gesellschaftlichen Realität hätte, muß er es immer wieder aufs Neue bestätigen. Sein letzter Vorstoß zur Bekämpfung der Jugendkriminalität: Lateinunterricht für gewalttätige Jugendliche. Langsam beschleicht mich das Gefühl, auch seine früheren Witze waren eigentlich ernstgemeinte Vorschläge.

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